Zwei Jahre »Projekt Hasselblad 1000F«
19.
Dezember 2016 0:01
Exakt heute vor zwei Jahren hatte ich die Idee, mit einer Hasselblad 1000F
photographieren zu wollen. Am 19. Dezember 2014 rief ich das »Projekt
Hasselblad 1000F« ins Leben.
Anfangs hat es mir viel Kopfzerbrechen, später dann viel Freude, nette Kontakte
und schöne Resultate beschert. Auch heute noch nehme ich diese Camera gerne in
die Hand, noch lieber gehe ich damit auf Phototour.
Will sagen: »Das Projekt Hasselblad 1000F wird fortgesetzt!«
Mario schrieb: »Hallo Herr Seip, natürlich ist die 1000F
winterfest. Auch hier in Dresden werde ich oft gefragt, was das für ein Gerät
das sei. Ab und an versuche ich mit meiner 1000F von 1957 und dem 4/250mm Zeiss
Opton Sonnar (1951), wie auf Ihrem Bild , ein paar Augenblicke festzuhalten.
Bisher sogar bei -10°C am Morgen ohne Probleme. Im Gegensatz zu meiner EL/M ->
da hat der Akku gestreikt.
Übrigens, Ihr Internetauftritt PhotoMeeting und vor allem Projekt Hasselblad
1000F verdienen Respekt und höchste Anerkennung. Grüße aus Dresden«
Einsatzbereite Hasselblad 1000F mit
Zeiss Sonnar 250mm f/5,6.
Heute war ich bei schönstem Sonnenschein, aber Temperaturen um den Gefrierpunkt
mit meiner Hassi 1000F unterwegs im Gebiet »Stuttgarter
Parkseen«. Eingelegt hatte ich einen Schwarzweißfilm.
Vielleicht die falsche Wahl.
Erstaunlich oft wurde ich ob meiner Camera von Spazierenden angesprochen.
Die Fragen, ob und was dabei herausgekommen ist, werden alsbald auf diesem Blog
beantwortet.
...mit der
Hasselblad 1000F und dem
Kodak Ektar Objektiv mit 135 Millimeter Brennweite sowie einem
Zwischenring zur Auszugsverlängerung. Den Ilford FP4+ habe ich in Rodinal 1+50
entwickelt.
Auch habe ich erste Ergebnisse mit der
Hasselblad SWA vorzuweisen, und zwar
hier.
Hier nun die aktuelle Photoausbeute aus der
Wilhelma:
10.6.2016. Hasselblad 1600F, Prisma, Zeiss Sonnar 4/250mm
@ F/8, 1/25 Sek., Kodak Portra 160. Um den Pelikan bei seinem Gefiederbad
in Szene zu setzen, wählte ich eine vergleichsweise lange Belichtungszeit. Dass
er den Kopf dabei so ruhig hält, damit er scharf abgebildet wird, konnte ich zum
Aufnahmezeitpunkt nur hoffen.
3.6.2016. Hasselblad 1600F, Prisma, Zeiss Sonnar 4/250mm
@ F/4, 1/200 Sek., Kodak Ektar 100. Bei diesem Pelikan-Portrait musste
die Auswahl der Perspektive sorgfältig getroffen werden. Alle Bereiche, die
scharf werden sollten, mussten parallel zur Filmebene angeordnet sein, denn die
Schärfentiefe des Sonnars bei offener Blende ist minimal. Ein seidig unscharfer
Hintergrund ist die Belohnung.
10.6.2016. Hasselblad 1600F, Prisma, Zeiss Sonnar 4/250mm
@ F/4, 1/400 Sek., Kodak Portra 160. Dieser Braunbär war selbst für das
250mm-Tele weit entfernt. Doch ich fand einen Bildausschnitt, der den Eindruck
einer freien Wildbahn vermittelt. Die große Blendenöffnung sorgte selbst über
die Distanz für einen unscharfen Hintergrund, was mir sehr gut gefällt.
10.6.2016. Hasselblad 1600F, Prisma, Kodak Ektar 80mm @ F/4, 1/100 Sek., Zwischenring, Kodak Portra 160.
Einen hektischen Schmetterling (Heliconius, »Postmann«) mit
einer trägen Hasselblad 1600F abzulichten - Leute - das ist »Photographischer
Hardcore«!
10.6.2016. Hasselblad 1600F, Prisma, Zeiss Sonnar 4/250mm
@ F/5,6, 1/200 Sek., Kodak Portra 160. Alpaka mit Punkfrisur. Ich mochte das
Gegenlicht und den dunklen Hintergrund, vor dem sich das Tier kontrastreich
abhebt.
10.6.2016. Hasselblad 1600F, Prisma, Zeiss Sonnar 4/250mm
@ F/5,6, 1/100 Sek., Kodak Portra 160. Die Schneeziege interessierte sich weder
für mich, noch für meine Hasselblad oder das Sonnar und zog es vor, sich der
Nahrungsaufnahme zu widmen. Nach 45 Minuten endlich ein kurzer Blick in die
Camera: Klack! Das Tier erinnert mich in frappanter Weise an...
... »Dr. Cornwallis« aus der South Park-Folge »Wähl oder stirb«,
die man
[hier] ansehen kann. Viel Vergnügen!
10.6.2016. Hasselblad 1600F, Prisma, Zeiss Sonnar 4/250mm
@ F/4, 1/200 Sek., Kodak Ektar 100. Um die geringe Schärfentiefe und das »Bokeh«
des lichtstarken Sonnars auszunutzen, photographierte ich den Flamingo durch
rote Blüten hindurch.
10.6.2016. Hasselblad 1600F, Prisma, Zeiss Sonnar 4/250mm
@ F/8, 1/50 Sek., Zwischenring, Kodak Portra 160. Das Sonnar-Teleobjektiv
erlaubte mir, vom Ufer aus diese Detailaufnahme zu machen, ohne nasse Füße zu
bekommen. Die Belichtungszeit zwang mich, auf einen windstillen Moment zu
warten, um eine unscharfe Abbildung der Seerose zu vermeiden.
10.6.2016. Hasselblad 1600F, Prisma, Zeiss Sonnar 4/250mm
@ F/4, 2 Sek., Zwischenring, Kodak Ektar 100. Trotz Offenblende musste ich diese
Passionsblume lange belichten, denn sie verbarg sich in dichter Botanik. Die
Legende, dass das Zeiss Sonnar 4/250mm bei Offenblende unter geringer
Bildauflösung leidet, ist in meinen Augen widerlegt (siehe Bildausschnitt
unten).
Ausschnitt aus dem obigen Bild. Es belegt in eindrucksvoller Weise die
Qualitäten des Zeiss Sonnars 4/250mm. Für die
späteren 500er Hasselbladmodelle gab es ein so lichtstarkes 250mm-Tele nicht
mehr. Erst für die neuen Schlitzverschlussreihen 2000/200 wurde wieder ein
Tessar F/FE 4/250mm angeboten.
10.6.2016. Hasselblad 1600F, Prisma, Zeiss Sonnar 4/250mm
@ F/4, 1/5 Sek., Zwischenring, Kodak Ektar 100. Die geringe Schärfentiefe
erlaubte eine wirkungsvolle Freistellung der
Paradiesvogelblume (Strelitzia) vor dem Hintergrund.
10.6.2016. Hasselblad 1600F, Prisma, 1/2 Sek., Kodak
Ektar 100. Diese Bromelie musste ich aus geringerem Abstand aufnehmen.
Daher verwendete ich das
Kodak Ektar 80mm bei Blende 11 mit einem Zwischenring. Die Basen der
Laubblätter sind intensiv rot gefärbt und dienen als Ersatz für die fehlenden
Blütenblätter.
10.6.2016. Hasselblad 1600F, Prisma, Zeiss Sonnar 4/250mm
@ F/16, 1/2 Sek., Zwischenring, Kodak Portra 160. Der Goldkugelkaktus, besser
bekannt als »Schwiegermuttersitz«, lädt zu graphischen
Abbildungen ein. Um die eindrücklichen Linien und vielen Dornen darzustellen,
entschied ich mich für eine große Schärfentiefe.
Hasselblad hat dieser Tage eine neue Camera vorgestellt, die
[Hasselblad X1D]. Nach einigen besorgniserregenden Jahren scheint
der Hersteller wieder auf gutem Kurs zu segeln. Ich wünsche Hasselblad mit dem
neuen System - sechzig Jahre nach der 1000F - viel Erfolg!
Schade nur, dass die X1D (a) keinen quadratischen Sensor hat und (b) keine
Zeiss-Objektive dafür angeboten werden.
Die Filme aus der Wilhelma lassen auf sich warten. Wenigstens einen habe ich nun
vorliegen. Davon einen klitzekleinen Vorgeschmack:
3.6.2016. Hasselblad 1600F, Prisma, Zeiss Sonnar 4/250mm
@ F/5,6, 1/50 Sek., Fujicolor PRO 400 H Professional.
Mein Ziel waren »Actionphotos« der streitenden Graureiher.
Keine einfache Aufgabe für eine schwerfällige Kamera ohne jegliche
Automatikfunktion und ohne automatisch schließende Blende.
Weitere Wilhelma-Aufnahmen folgen in ein paar Tagen.
Schon am vergangenen Freitag habe ich meine Hasselblad mit dem »neuen«
Sonnar 4/250mm in die
Stuttgarter Wilhelma
ausgeführt. Und heute war ich mit gleicher Ausrüstung erneut dort.
Nach der Entwicklung der Farbfilme
werden die Resultate auf diesem Blog erscheinen.
Abrundung der Objektivausstattung
19.
Mai 2016 14:00
Heute ist mir ein seltener Fisch ins Netz gegangen, der meine
Objektivausstattung für die Hasselblad 1000F und 1600F
komplettiert: Das Zeiss Sonnar 4/250mm.
Mein Exemplar befindet sich in einem ausgezeichneten Zustand.
Vollständige Bezeichnung: Zeiss-Opton Sonnar 1:4 f=250mm T
Hersteller: Carl Zeiss AG, Oberkochen
Typ: Frühes Teleobjektiv der Hasselbladmodelle 1600F und 1000F
Produktionszeitraum: 1951-1953 (mein Exemplar wurde 1951 gefertigt)
Produzierte Stückzahl: ~500 Exemplare, die meisten davon in 1951
Brennweite: 250mm
Lichtstärke / kleinste Blende: 4 / 32
Optischer Aufbau (Linsen/Gruppen): 4/3
Fokussierbar bis (Nahgrenze): 2,5m
Objektivbajonett: Hasselblad-1000 (nicht kompatibel zum späteren V-System)
Filter: 77mm und Serie 8, gewindelose Filter können eingelegt und mit einem Einschraubring fixiert
werden
Gewinde (für Störlichtblende): 77mm
Fokussierung: Manuell
Springblende: nein
Drehring zur schnellen Abblendung auf vorgewählten Wert: nein
Gewicht: ca. 1.080g
Walter schrieb: »Der Blog ist wunderbar und informativ, vor
allem die Restaurierungs-Geschichte und Deine Photos. Hab ein paar Hasselblads,
seit kurzem auch wieder eine recht frühe 1000F, welche ich gerade teste. Viel
Spaß und gutes Licht noch mit Deiner«
Links: Hasselblad 1600F mit Kodak Ektar 2,8/80mm
Mitte: Hasselblad 1000F mit Carl Zeiss Tessar 2,8/80mm
Rechts: Hasselblad Supreme Wide Angle (SWA) mit Carl Zeiss Biogon 4,5/38mm
Diese drei Hasselbladmodelle der ersten Generation lassen sich leicht
identifizieren, auch wenn auf den ersten Blick alle Hasselbladcameras gleich
aussehen.
Nur bei den frühen Modellen ist der Schriftzug »HASSELBLAD« in die Chromkante
des Gehäuses graviert.
Spätere Cameras haben ein Kunststoffemblem mit weißer Schrift auf schwarzem
Grund.
Zudem sind die alten Modelle rundlicher. Mir gefallen sie besser als die
neueren.
Heute vor 110 Jahren wurde Victor Hasselblad geboren,
langjähriger Lenker der gleichnamigen Cameraschmiede aus Schweden. 1978 starb er
im Alter von 72 Jahren.
[Hier] ein entsprechender Beitrag auf »photoscala«.
Rick Nordin schrieb: »Congratulations on the acquisition of a SWA.
They are a wonderful camera - so compact and such a nice lens. Hope you enjoy
using it.
I enjoy your post on your website - especially the recent photo of 'The Trio' of
cameras. The 1600 is in very fine condition. Your site is an inspiration for me
- I have been thinking about adding a blog to the book website and will let you
know if I do manage it. I’ve been thinking about it for many years.«
Heute wurde auf eb*y eine Hasselblad 1000F mit Objektiv
Carl Zeiss Tessar 2,8/80mm, A16-Magazin aus späterer Produktion und einem
fremden Lichtschachtsucher (Kiev?) für stolze EUR 805 versteigert. Aus den
Niederlanden zzgl. Versand.
Durch einen Hinweis Herr Marwan E. bin ich in einer alten Ausgabe der
Zeitschrift »Hasselblad Forum« (Ausgabe 1/92, Seite 29) auf einen kleinen Artikel über die
1000F mit zwei Aufnahmen des Japaners Masashi Yuge gestoßen:
Dort steht zu lesen:
»... wir möchten dennoch - obwohl man mit den älteren Modellen des
Hasselblad-Systems noch Spitzenbilder erzielen kann - allen Besitzern derartiger
Kleinode empfehlen, diese nicht mehr zu benutzen, sondern nur noch als
Sammlerobjekte zu betrachten, was sie ja schon sind. Es gibt nicht mehr viele
funktionstüchtige alte Kameras, und die Reparaturmöglichkeiten sind äußerst
begrenzt, ebenso wie der Zugang zu Ersatzteilen.«
»... empfehlen, diese nicht mehr zu benutzen ...«? Dem stimme ich
ausdrücklich NICHT zu. Auch wenn inzwischen weitere 24 Jahre vergangen sind.
Ein Fischaugen-Objektiv
an einer Hasselblad, das ist schon eine Herausforderung. Mit einem enormen Bildwinkel
von 180 Grad in den Diagonalen. Alle Geraden, die nicht durch die Bildmitte
verlaufen, werden nach außen gekrümmt wiedergegeben. Das erfordert eine
besonders große Sorgfalt bei der Motivsuche und Bildgestaltung. Im Vergleich zu
den mir bisher bekannten Fischaugen-Objektiven erleichtert mir das quadratische
Bildformat diese Aufgabe.
Stuttgarter Bankenviertel
Alle: Hasselblad 1000F und Zodiak 3,5/30mm. Ohne Stativ.
Fomapan 400 (entwickelt 11 Minuten in Rodinal 1+50 bei 20°C).
Neuer Weitblick für die alte Hassi
11.
Februar
2016 2:09
Ein Fischaugenobjektiv (»Fisheye«) hätte sich meine Hasselblad 1000F
wohl nie träumen lassen. Von Hasselblad wurde ja nie ein solches angeboten. Aber
aus russischer Produktion gibt es das »Zodiak-8« mit 30 Millimeter
Brennweite bei 1:3,5. Es wurde für die »Kiev 88«-Kamera produziert
und lässt sich mit vertretbarem Aufwand für die Hasselblad 1000F/1600F
modifizieren. Mein »Kameradoc« hat das für mich in vorbildlicher
Weise realisiert!
Das riesige und schwere Objektiv lässt die Hasselblad 1000F fast modern
aussehen.
Der Umbau ist perfekt gelungen: Mein Objektiv lässt sich normal
fokussieren, verriegelt im Bajonett und wird bei »Gebrauchsblende«
betrieben; eine Springblende ist einer Hasselblad 1000F ohnenhin fremd.
Das Zodiak-8 3,5/30mm wird auch als »Arsat«
angeboten (optisch baugleich, späte MC-Exemplare »multicoated«).
Beide werden nicht mehr produziert und sind nur noch gebraucht zu haben.
Wichtig ist, für die Hasselblad 1000F den richtigen Anschluss zu wählen: Korrekt
ist »Kiev 88« bzw. »Salut S«, falsch ist »Kiev 60«, »Pentacon
Six«, »Praktisix« und »Exakta 66«. Letztere haben
ein völlig anderes Bajonett. Vor einem Kauf ist das zu klären, denn es irren
sogar viele Anbieter!
Doch auch mit dem »richtigen« Bajonett passt es nicht wirklich: Ohne
Modifikation lässt sich das Objektiv nicht vollständig in das Bajonett der
Hasselblad 1000F eindrehen und verriegelt nicht. Dadurch sitzt die (rudimentäre)
Störlichtblende falsch und vignettiert, außerdem droht sich das Objektiv bei
einer falschen Bedienung (z.B. beim Fokussieren) zu lösen und stürzt womöglich
zu Boden.
Das Zodiak-8 bzw. Arsat Fischauge weist eine völlig andere optische Konstruktion
auf als das Hasselblad/Zeiss Distagon 3,5/30mm für das Hasselblad V-System (ab
500C), ist demzufolge kein »Nachbau«. Während das Distagon noch
heute ein tiefes Loch in den Geldbeutel reißt, bekommt man das Zodiak-8/Arsat
für relativ kleines Geld. Was es optisch leistet, werde ich in einem baldigen
Praxistest herausfinden...
»Ihre Hasselblad Geschichte hat mich so
begeistert das ich mir auch eine 1000F zugelegt habe. Wirklich toll, wie Sie das (Anm.: In der Zeitschrift »PhotoKlassik«)
berichtet haben.«
»Projekt Hasselblad 1000F« auf
Platz 1
7.
Februar
2016 16:01
Google.de listet diesen Blog schon seit geraumer Zeit an oberster Stelle, wenn man
nach dem Begriff »Hasselblad 1000F« sucht. Nun steht auch bei der
Bildersuche ein Motiv dieses Blogs
allen voran.
Screenshot von heute.
(Eine Optimierung des Webseitencodes zu diesem Zweck findet nicht statt.)
Zwei 80-Millimeter-Objektive für die Hasselblad 1000F im direkten Vergleich:
Links ein Zeiss Tessar 2,8/80mm, rechts ein Kodak Ektar 2,8/80mm.
Es fällt auf, dass das Ektar einen leichten Gelbstich aufweist. Dieser
qualitative Befund wird durch die eingeblendeten Messwerte für Rot, Grün und
Blau quantifizierbar.
Als Grund für die Vergilbung wird die Verwendung einer Linse aus leicht
radioaktivem Glas diskutiert. Intensive UV-Bestrahlung (z.B. Sonnenlicht) soll
zum Rückgang der Vergilbung führen, allerdings ohne nachhaltigen Erfolg.
Beim Photographieren hat der leichte Farbstich des Ektars praktisch keine
Auswirkungen. Der geringe Transmissionsverlust und die Gelbfärbung werden sich
allenfalls bei Verwendung eines Diafilms bemerkbar machen.
Nachtrag: Schenkt man
[diesem YouTube-Video] Glauben, enthält auch das Zeiss Tessar
2,8/80mm radioaktives Glas. Offenbar aber ohne den Nebeneffekt der Vergilbung.
»Weiß nicht, ob schon erledigt. Mit dem
Spanischen könnte ich helfen, der Fotograf Pacheco hat aber in London studiert,
es liegt nahe, daß man ihn auch auf englisch ansprechen kann. Vielleicht mal
eine E-mail auf engl. hinschicken?«
Mein »Projekt Hasselblad 1000F« läuft nun schon seit mehr als einem
Jahr. Zum Jubiläum habe ich mir etwas Besonderes einfallen lassen: Ich werde
einige Photos VON statt MIT ihr machen. So richtig stilvoll gelingt das nur mit
dem noch älteren Schwestermodell, einer Hasselblad 1600F:
Diese Aufnahme ist keine Photomontage. Der Lichtschachtsucher zeigt ein
seitenverkehrtes Bild.
Bis die Ergebnisse dieser Session hier zu sehen sein werden, bitte ich
allerdings um Geduld.
Klassisch und hochwertig gedruckt
9.
Dezember
2015 0:11
In der aktuellen Ausgabe (I/2016) der Zeitschrift »PhotoKlassik«
berichte ich auf Seite 86/87 über das »Projekt Hasselblad 1000F«. Sie ist seit
dem 9. Dezember 2015 erhältlich.
»Your blog / webpage is excellent. Great
photos! You have done a wonderful job of showing what excellent quality a 1000F
can produce. The Ektar lenses really are quite special but you have done well
with all the lenses. Your photographic skills are well developed.«
Mit der Hasselblad 1000F produziert habe ich im Studio die Serie »Glass
Society« (11 Motive).
[Hier] klicken, um die Galerieseite zu öffnen.
Eine Auswahl (3 Motive):
Verwendet wurde das Kodak Ektar Objektiv mit 135 Millimeter Brennweite und FUJI Neopan Acros 100,
den ich in Rodinal (1+50) entwickelt habe.
Ein »Making-Of« gibt es auch.
Die von mir verwendete Konfiguration der 1000F im Studio:
Das Synchronkabel wird bei »STROBE« eingesteckt, nicht bei »FLASH«.
Die Einstellung des Wählrades für den Zündzeitpunkt (»2, 3, 4, 5«)
spielt keine Rolle.
Laut Anleitung sollte die 1/25 Sekunde die kürzeste Synchronzeit der 1000F sein.
Ich bin auf Nummer sicher gegangen und habe 1/10 Sekunde verwendet.
Die Totale Mondfinsternis in den Morgenstunden des 28. September 2015,
festgehalten mit der Hasselblad 1000F, dem Zeiss Sonnar 250mm f/5,6 auf Kodak
Ektachrome E200 (MHD 5/2003) mit Nachführung, Ausschnitt.
Auf Phototour mit der 1000F
22.
September
2015 0:04
Elke Schulz sind einige sehr treffende Aufnahmen von mir und meiner 1000F
geglückt, die ich Euch nicht vorenthalten will und die ich mit ihrer
Einwilligung hier zeigen darf. Danke, Elke!
Mein »Projekt
Hasselblad 1000F« ist inzwischen etwas über das ursprüngliche
Ziel hinausgewachsen. Mittlerweile steht mir ein ganzes Camerasystem zur
Verfügung:
(1) Hasselblad 1000F mit Lichtschachtsucher (Bildmitte)
(2) Objektiv Kodak Ektar 80mm f/2,8 ET L (an [1] montiert)
(3) Zweitgehäuse Hasselblad 1000F (hinten, Mitte)
(4) Hasselblad Prismensucher NC-2 (an [3] montiert)
(5) Objektiv Zeiss Distagon 60mm f/5,6 (»Pancake«-Objektiv, schwarz)
(6) Objektiv Kodak Ektar 135mm f/3,5 ET L (chromfarben)
(7) Objektiv Zeiss Sonnar 250mm f/5,6 (schwarz, eingebaute Störlichtblende)
(8) Hasselblad Zwischenringsatz (zwei Stück, No. 20 und No. 40, vorne links)
(9) Serie 7 Filter: UV, grün, gelb und rot
(10) Serie 7 Filter: Polarisation (ganz vorne rechts)
(11) Serie 7 Kodak Portra Lenses 1+ und 2+ (Nahlinsen, links neben den
Farbfiltern)
(12) Hasselblad Drahtauslöser (ohne Feststeller, vor den Filtern)
(13) Hasselblad Blitzsynchronanschluss (vor dem Drahtauslöser)
(14) Kodak Metall-Störlichtblenden (für 60/80mm und 135/250mm, hinter der
Camera)
(15) Wechselmagazine (fünf, vier sind abgebildet, eines an [1] montiert, drei
hinten links)
(16) Hasselblad Tragriemen (zwei, einer ist abgebildet, ganz hinten rechts)
The Inheritance of the Iron Works
29.
Juli
2015 2:09
Meine ersten »seriösen« Schwarzweißaufnahmen fertigte ich im März
1999 mit einer Hasselblad 503 CW an. Die Motive fand ich in der
[Alten
Völklinger Hütte].
Weitere Bilder dieser Serie sind auf »Black
and White Art Zone« zu sehen (auf die schwarzen Kugeln unter
den Bildern klicken!).
Im »photomeeting«-Logo findet sich das Quadrat als graphisches
Element.
Zurückzuführen ist das auf die quadratischen Negative der Hasselblad! Im Jahre
2000 war meine Photoausstellung »Sensitive Views - Visual Minds« in
Degerloch zu sehen. Bis auf wenige Ausnahmen handelte es sich um quadratische
Bilder aus Hasselblad-Kameras (501 CM, 503 CW, 903 SWC).
»Stefan, das war eine spannende Reise. Habe
mitgefiebert - und durfte die 1000F ja auch schon mal in den Händen halten.
Unglaublich, welche Bilder die alte Dame produziert. Du hast sie mit dem
Kameradoc wieder reanimiert. Phantastisch, wie diese Kamera auch noch nach
Jahrzehnten präzise arbeitet und du mit ihr fotografierst. Freue mich auf die
Bilder von der betagten Lady...«
Am Abend des 30. Juni 2015 begegneten sich die die hellen Planeten Venus und
Jupiter in der fortgeschrittenen Dämmerung. Der Abstand der beiden betrug
deutlich weniger als einen Vollmond-Durchmesser. Venus ist der untere, hellere
der beiden Strichspuren, die hinter den Bäumen verschwinden.
Planeten-Stelldichein am Pfaffensee bei Stuttgart. Hasselblad 1000F, Kodak Ektar 80mm, F/5,6,
Belichtungszeit ca. 15 Minuten, Kodak Ektachrome 200 Professional (MHD
6/2008), Farbverlauf durch Postprocessing.
»Lieber Stefan, gebannt und gespannt habe
ich Deinen Blog um die Hasselblad und ihre Geschichte verfolgt. Mitgefühlt bei
den Tiefschlägen, mitgefiebert bei dem Besuch beim Kameradoc und gefreut über
das glückliche Ende. Die Bilder aus der Wilhelma sind ein Beweis dafür, dass
sich alle Mühen gelohnt haben. Sie sind eine wahre Augenweide, und man (ich)
verweilt sehr gerne bei ihnen. Herzlichen Glückwunsch :) Viele liebe Grüße«
Die Hasselblad 1000F ist eine »Mittelformatkamera«. Was bedeutet
das?
Gemessen am weit verbreiteten »Kleinbild« bietet die Hasselblad ein
deutlich größeres Aufnahmeformat und damit entsprechende Leistungsreserven. Mit
einer Großformatkamera kann aber auch die Hasselblad nicht mithalten.
Großformatkameras sind umständlich zu bedienen (pro Bild muss jeweils ein Stück »Planfilm«
eingelegt werden).
Von links nach rechts: Kleinbildkamera, Mittelformatkamera, Großformatkamera. Im
unteren Bildteil ist maßstäblich die Größe des Bildformats dargestellt.
Das Kleinbild ist 24 x 36 Millimeter groß. Die Hasselblad 1000F belichtet 56 x
56 Millimeter große Negative/Dias (nur gerundet »sechs mal sechs«
Zentimeter). Rechts eine »4 x 5 inch«-Großformatkamera, deren
Bildformat 102 x 127 Millimeter misst. Gegenüber dem Kleinbildnegativ bietet die
Hasselbld eine um den Faktor 3,6 größere Bildfläche. Die Großformatkamera
überbietet die Fläche des Kleinbilds gar um den Faktor 15, die der Hasselblad um
den Faktor 4,1.
Anmerkung: Ich respektiere seinen Wunsch, dass sein realer Name hier nicht
genannt werden soll. Wer ihm eine Nachricht zukommen lassen möchte, möge sie
mir senden. Ich werde sie
an ihn weiterleiten, versprochen.
Gesamteindruck: Belichtung und Schärfenlage aller Negative sind super! Lediglich
ist hier und dort etwas Lichteinfall zu bemerken, dessen Ursache ich noch
ermitteln muss. Vermutlich ist es der Schlitz, in den der Magazinschieber
eingeführt wird.
[UPDATE 06.07.2015]: Ursache des festgestellten Lichteinfalls ist wohl der auf
einer Spule aufgewickelte Film. Man darf ihn nicht dem direkten Sonnenlicht
aussetzen. Das Filmmagazin ist demzufolge völlig in Ordnung.
Die ersten S/W-Filme sind entwickelt und wässern. Nicht so einfach, bei dieser
Hitze (Außentemperatur ≈ 32°C) die Prozesstemperatur von 20°C einzuhalten.
[UPDATE 03.07.2015]: Die Filme trocknen. Der erste Eindruck ist gut!
Bis zur genauen Inspektion und dem Einscannen muss ich allerdings um etwas Geduld bitten.
Meine 1000F hat ihren ersten Einsatz hinter sich. In der Wilhelma
photographierte ich Pflanzen,
Tiere und
Architektur. Schwarzweiß und in Farbe.
Auf die Resultate bin ich sehr gespannt. Natürlich werden sie hier zu sehen
sein, sobald sie vorliegen.
Zwischenstand: Für mich es eine ungeheure Freude, mit dieser Maschine zu »arbeiten«.
Nach ihrer Revision funktioniert alles exakt so, wie es funktionieren soll. Alle
Bedienelemente laufen butterweich. Insgesamt vermittelt die Kamera einen
zuverlässigen, vitalen, stabilen und »arbeitswilligen« Eindruck.
Es existieren keinerlei Funktions- oder Komforteinschränkungen aufgrund des
Kameraalters (immerhin 60 Jahre). Daher kann man getrost sagen, dass sich meine
1000F »wie neu« anfühlt. Aufgrund des heute verfügbaren
Filmmaterials dürfte sie zu besseren Photos fähig sein als jemals zuvor...
Im Oktober 1948 wurde das Hasselblad-Kamerasystem im Rahmen einer
Pressekonferenz
offiziell vorgestellt. Veranstalter war das Photogeschäft
Willoughby's in New
York, das heute noch existiert. Die Kamera trug seinerzeit lediglich die Bezeichnung »Hasselblad«,
wurde erst später »Hasselblad 1600F« genannt. Die meisten dort zu
sehenden Geräte waren noch funktionslose »Muster«, so wird
gemunkelt.
Hier zwei seltene Dokumente jener Veranstaltung, die man andernorts und im
Internet nur schwer findet.
Gerade kommt sie aus der Kameraklinik, aber an Ausruhen ist nicht zu denken.
Arbeit ist angesagt! Übermorgen werde ich mit ihr in die
[Stuttgarter Wilhelma]
ziehen. Ein Testlauf vor einem größeren, seriösen »Photoprojekt 1000F«.
»Moin Stefan, es freut mich riesig, dass die
Aktion von Erfolg gekrönt war. Du wirst bestimmt lange Deine Freude an der
Kamera haben (und nur gelegentlich etwas fluchen, wenn Du vor der Belichtung
wieder die Blende nicht von Hand auf den vorgewählten Wert geschlossen hast ;-)«
[UPDATE 02.07.2015]: @Ulrik: Danke. Dass Deine Warnung nicht von ungefähr kommt,
war mir klar. Nur dass ich schon nach wenigen Stunden versehentlich bei
Offenblende auf den Auslöser drücke, hat mich doch schockiert. :->
Vom Kameradoc persönlich (rechts) nehme ich meine 1000F entgegen.
Was ein glücklicher Moment (für uns beide).
Was folgt, ist in Worten oder Bildern schwer zu beschreiben. Vor meinen Augen
wird eine Hasselblad 1600F in nur wenigen Minuten fachmännisch in ihre
Bestandteile zerlegt: Hier ein Abzupfen der Belederung, dort emsiges
Schraubendrehen, hier wieder ein gefühlvolles Hebeln, dort ein gezielter,
vehementer Schlag mit dem Hämmerchen, ein schneller, prüfender Blick, dann der
Einsatz eines mit traumwandlerischer Sicherheit ausgewählten Spezialwerkzeugs
aus einem schier unendlichen Arsenal. Im Nu liegen alle Einzelteile fein
säuberlich auf dem Tisch.
Mein Kameradoc und ich teilen unsere Begeisterung für die Feinmechanik der ollen
Hasselblads (allerdings mit unterschiedlichen Schwerpunkten).
Geschlagene sechs Stunden dauern unsere »Fachsimpeleien«. Ich
bekomme dabei die genaue Funktionsweise der einzelnen mechanischen Komponenten
einer 1600F/1000F vorgeführt und erklärt. Um ehrlich zu sein: Ich verstehe und behalte
nicht alle Einzelheiten, mache mir aber eine ziemlich konkrete
Vorstellung davon, welch zauberhafte Choreographie die Bewegungen der
Zahnrädchen, Federn, Achsen, Spindeln, Zugbänder und Hebel koordiniert, wenn man den Auslöser dieser Kamera betätigt. Faszinierend!
Lieber Kameradoc: D A N K E !
Danke, dass Du diese mechanischen Meisterwerke aus einer vergangenen, niemals
wiederkehrenden Epoche vor dem Verfall bewahrst. Danke, dass Du mir nicht jede
Deiner unendlich vielen Arbeitsstunden in Rechnung gestellt hast. Danke für
Deine Zeit und Dein Herzblut.
Beim endgültigen Zusammenbau der Kamera ist ein völlig
unerwartetes Problem mit der Einstellscheibe aufgetreten! Zwei winzige
Ersatzteile aus einer Kiev 88-Kamera schufen die Lösung. Außerdem stellte sich
heraus, dass das Bildzählwerk eines Magazins nicht funktionierte und durch
frühere Reparaturversuche Teile beschädigt wurden, die zu ersetzen waren. Auch
das ist nun gelungen!
Doch schauen wir selbst dem Kameradoc bei der Finalisierung seiner Arbeit über
die Schulter:
Test der 1/250 Sekunde: Der von rechts nach links ablaufende Verschluss startet
etwas zu langsam und endet 1/3 Belichtungsstufe zu schnell!
Der gleiche Test nach der fälligen Justage: Die gemessene Abweichung von noch
immer 1/5 Belichtungsstufe ist innerhalb der Toleranzen und - laut Kameradoc -
ein sehr gutes Verhalten für eine Kamera dieses Typs.
Das verwendete Messgerät für die Verschlusszeiten stammt aus dem Jahr 1978. Nach
seinem Einsatz wird es nun wieder auf dem Dachboden verstaut.
Lackierung der dreieckigen Stativ-Anschlussfüßchen mit schwarzem Sprühlack.
Nach getaner Arbeit sehen diese sprichwörtlich aus »wie neu«.
Die Auflagefläche wird vom Lack wieder befreit, um den originalen Zustand
herzustellen.
Es erfolgt ein Abkleben der Kameraschale, die zum Schutz vor unerwünschten
Reflektionen matt schwarz lackiert wird.
Kamerakörper nach dem Lackauftrag mit der Sprühpistole.
Auch die Boden- und Seitenverkleidungen erhalten eine neue Lackierung.
Nicht zu vergessen die Halteklammer für den Spiegel.
Alle Teile sind lackiert und trocknen.
Der Auflagering für das Verschlusszeitenrad sitzt schief im Gehäuse...
... was durch gefühlvolle Schläge mit dem Hammer in Ordnung gebracht wird.
1000F-Gehäuse nach dem Einbau der nachlackierten Teile.
Die Schrauben der Stativ-Anschlussfüßchen fixieren gleichzeitig die innere
Funktioneinheit an ihrem Ort.
Die Ecken der Einstellscheibe sind weggebrochen. Vermutlich verursacht durch
eine unsachgemäße Vorreparatur, bei der die Halteklammern aus Edelstahl zu fest
angezogen wurden. Diese sind nun zu kurz, um die Einstellscheibe noch in ihrer
Position zu halten.
Eine Lösung für dieses Problem fand sich in diesem Sammelsurium mit Ersatzteilen
für Kiew 88-Kameras.
Rechts neben der Einstellscheibe liegen zwei Halteklammern. Die rechte davon ist
ein original Hasselblad-Teil, die linke eine aus einer Kiew 88. Man sieht, dass
die aus der Kiew deutlich länger ist.
So lang, dass sie trotz der weggebrochenen Ecke die Scheibe noch halten kann
(links oben), während das Originalteil (rechts oben) nicht mehr verwendbar ist.
Nach dem Einbau der Einstellscheibe mit Hilfe der Kiew 88-Teile.
Nun erfüllen zwei Kiew- und zwei Hasselblad Halteklammern ihren Zweck.
Fertig! Die Kameraklinik erklärt den »Patient« Hasselblad 1000F für
geheilt.
Dem Kameradoc gratuliere ich für seine professionelle und akribische Arbeit.
Und ich freue mich darauf, sie bald in den Händen halten und damit
photographieren zu dürfen.
»Lieber Stefan, es freut mich sehr, dass dein
Traum in Erfüllung geht und du bald mit so einer außergewöhnlichen Kamera die
besonderen Momente einfangen kannst. Ich bin schon mächtig gespannt auf die
Bilder! Allzeit gut Licht!«
Es gibt einen Grund zum Feiern. Gerade erreicht mich aus der Kameraklinik die
sehnsüchtig erwartete, erlösende Nachricht, dass meine Hasselblad 1000F nach der
Justage der Belichtungszeiten wieder klaglos
funktioniert.
Es freut mich riesig, bald zum kleinen Kreise jener zu gehören, die eine
funktionierende 1000F ihr Eigen nennen dürfen. Dem Kameradoc schon an dieser Stelle
ein dickes Dankeschön!
Bilder vom »letzten Schliff« aus der Werkstatt folgen.
Danach werde ich das gute Stück persönlich abholen, was natürlich hier
dokumentiert wird.
Im Anschluss daran werden Bilder eingestellt, die MIT dieser Kamera aufgenommen
wurden.
Soll heißen, der Blog ist noch lange nicht abgeschlossen!
Der Kampf um das (Weiter-) Leben meiner Hasselblad 1000F geht in die
allerletzte, entscheidende Runde. Das verschlissene Innenleben wird mehr oder
minder komplett ausgetauscht. Jenes der »Spenderkamera«
sei, so vermeldet der Kameradoc, »fast neuwertig«! Alle
Verschlusszeiten würden sauber ablaufen. Lediglich bei den kurzen
Verschlusszeiten sei noch Justagebedarf, da sie ungleichmäßig seien. Auf der
linken Seite liefen die Verschlussrollos langsamer als rechts, was eine
ungleichmäßige Belichtung zur Folge hätte.
Das klingt für mich durchaus nach dem ersehnten Erfolg in greifbarer Nähe. Oder
etwa nicht?
Um diesen Zustand zu erreichen, musste die komplette Mechnik einer weiteren
Kamera zerlegt, gereinigt, gefettet und geölt werden.
Weitgehend funktionsfähige Einheit vor dem Einbau in mein Kameragehäuse. Die
noch nötigen Kalibrierungs- und Justagearbeiten am Verschluss erfolgen nach den »Betriebsferien«
der Kameraklinik, also ab dem 13. Juni.
Die Reinigungsflüssigkeit verfärbte sich violett. So etwas hatte auch der
Kameradoc noch nie zuvor gesehen.
Diese Platte deckt den Verschluss ab, ist die Andockstelle für das Filmmagazin
und enthält die Seriennummer der Kamera. Die Platte meiner Kamera zeigt
Verschleiss, bleibt aber erhalten.
Mit schwarzem Sprühlack wurden die Abnutzungserscheinungen ausgebessert. Die
helle Farbe der Seriennummer wird zu einem späreren Zeitpunkt restauriert.
Schon gewusst, dass Hasselblad-Kameras von den Apollo-Astronauten auf dem Mond
verwendet wurden? Sämtliche Bilddokumente von den sechs bemannten Mondlandungen
wurden mit Kameras von Hasselblad aufgenommen.
Das obige Bild zeigt den NASA-Astronauten Alan L. Bean († 2018) mit seiner speziell für
den Einsatz auf dem Mond modifizierten Hasselblad. Aufgenommen hat es sein Astronauten-Kollege Charles Conrad Jr. auf der Mondoberfläche am
19./20. November 1969 im Rahmen der Apollo 12-Mission.
Die abgebildete Kamera ist eine »HDC« (Hasselblad Data Camera), die
auf der »Hasselblad EL« basiert. Als Objektiv kam ein speziell von
Zeiss gerechnetes Biogon 60mm/5,6 zum Einsatz. Nur etwa 30 dieser HDCs wurden
gefertigt. Üblicherweise ließ man die Kameras auf dem Mond zurück und nahm nur die
Filmmagazine wieder mit. Die Crew von Apollo 12 hat versehentlich ein Magazin mit belichtetem Film
auf dem Mond liegen lassen.
Auch nach dem Ende von Apollo flogen Hasselblad-Kameras ins All. Zuletzt an Bord
der Spaceshuttle-Missionen bis etwa Ende 2002. Danach wurden sie durch
Digitalkameras anderer Hersteller ersetzt.
Die Ausschnittsvergrößerung lässt auf dem Objektiv den Schriftzug »Carl
Zeiss« erkennbar werden. Außerdem sieht es so aus, als seien Kamera und
Objektiv durch Mondstaub stark verschmutzt. Warum keine Störlichtblende benutzt
wurde, entzieht sich meiner Kenntnis.
Wundervolle Nachricht: Dem Kameradoc ist es gelungen, ein
funktionsfähiges Hasselblad 1000F-Gehäuse fertigzustellen. Herzlichen
Glückwunsch!
Allerdings handelt es sich (noch) nicht um »meine« 1000F, sondern jene, die
eigentlich zum Ausschlachten vorgesehen war. Alle Verschlusszeiten laufen sauber
mit Ausnahme der kürzesten, der 1/1000 Sekunde. Für Kameras dieses Bautyps ein
fast schon normales Verhalten. Wer das Typenschild »1000F« vermisst: Die
Kameraschale stammt von einer 1600F, die kein solches Emblem hat.
Auf dem Prüfstand musste der Verschluss seine Zuverlässigkeit unter Beweis
stellen.
Zuvor wurde das Hemmwerk (für die längeren Belichtungszeiten) geölt. Mit »Großuhrenöl«,
wie auf dem Etikett der Flasche zu lesen ist.
Mit dem Hasselblad Mattscheibenadapter wird die Schärfenlage überprüft. Ihn
schließt man dort an, wo normalerweise das Filmmagazin sitzt. Die Mattscheibe
befindet sich in genau der gleichen Ebene, die später der Film einnimmt.
Das Mattscheibenbild muss exakt die gleiche Schärfe zeigen wie der
Mattscheibenadapter. Das ist von essentieller Bedeutung. Um diesen Zustand zu
erreichen, muss die Lage der Mattscheibe justiert werden. Auch auf die Lage des
Klappspiegels kommt es an.
Wenn in der Werkstatt Tätigkeiten anstehen, bei denen es staubt, wird die
empfindliche Kameramechanik mit einer Abdeckhaube geschützt. Sauberkeit ist in
einer Klinik oberstes Gebot, auch in einer Kameraklinik.
Die Kameraklinik macht nun wohlverdiente »Betriebsferien« und nimmt
die Tätigkeit am 13. Juni wieder auf. Dann kommt meine 1000F »unters
Messer«. Ich hoffe sehnlichst auf den gleichen Erfolg.
Diese interessante Broschüre (engl., 84 Seiten) von 1969 kann
[hier] im PDF-Format heruntergeladen werden.
(Third Edition. By. W.D. Emanuel. The Focal Press London and New York)
Noch kein Ende der Zitterpartie
10.
Mai
2015 23:22
Statt am »Schwedischen Wunderkästchen« zu schrauben, zog es den
Kameradoc bei dem schönen Wetter hinaus mit Frau und eBike. Ich finde, das war
eine kluge Entscheidung! Weiter geht es dann im Laufe der kommenden Woche, wenn
das Tiefdruckgebiet »Benedikt« Einzug hält.
Bekommen habe ich neue Photos von der »Baustelle«:
Das ist eine der drei Ersatzteile-Spenderkameras aus dem Karton (s.u.). So sieht es aus, wenn man eine
Hasselblad 1000F im Regen benutzt hat oder sie ins Wasser gefallen ist. Korrosion entsteht und die
Funktionseinheit lässt sich nur noch mit roher Gewalt aus der Kameraschale
herauslösen.
Hier die drei »Organspender« nebeneinander. Der mittlere enthält
einen Verschluss in (O-Ton Doc) »nahezu neuwertigem«
Zustand. Dieser soll in meine Kamera eingebaut und zum Laufen gebracht werden. Das ist eine gute Nachricht.
Das ursprünglich als Ersatzteilelager vorgesehene
Gehäuse mit dem aufgeschlitzen Verschlussvorhang gibt es auch noch. Hier zu sehen mit dem beschädigten Verschluss.
Nun ist der Verschluss ausgebaut.
Von oben nach unten: Die abgeschraubte Seitenabdeckung dieser Kamera. In der
Mitte ihr »Zweiter Verschlussvorhang«, der noch in Ordnung ist. Ganz unten ein »Erster Verschlussvorhang«
aus einer der drei Spenderkameras. Daraus könnte ein wieder funktionsfähiger
Verschluss entstehen.
Auf diesem Photo ist die obige Verschlussmechanik bereits komplett installiert.
Doch mit dem bloßen Einbau ist es nicht getan. Es gilt, die Verschlussbremse zu
justieren und die gewünschten Belichtungszeiten wieder zu erreichen. Eine höchst
diffizile Angelegenheit. Stets mit dem Risko im Nacken, die fragilen
Verschlusslamellen zu beschädigen.
Die konkrete Planung besteht nun darin, dass meine Hasselblad 1000F eine
komplett andere, funktionstüchtige Verschlusseinheit erhält und nicht nur einen
neuen Verschlussvorhang. Wenn
diese Einheit wie gewünscht arbeitet, wäre das Ergebnis eine
Kamera, die (O-Ton Doc)
»ready to take ... many ... many ... films for the
years to come«
ist.
Gelänge das, ginge (m)ein großer Traum in Erfüllung!
Wie ich gerade erfahren habe, wurde ein Verschlussvorhang aus einer der drei
Kameraleichen entnommen und kommt als Ersatzteil für meine 1000F in Frage.
Ist das der lang ersehnte Durchbruch? O-Ton Kameradoc: »with
some luck and 'our fingers crossed'«.
Durch sinnvolle Zubehörteile habe ich inzwischen den möglichen Einsatzbereich
meiner Hasselblad 1000F erweitert.
(1) Kodak Metall-Störlichtblende · (2) Original Hasselblad Drahtauslöser
(ohne Feststeller) · (3 Blitzsynchronanschluss · (4) Satz Kodak
Portra Lenses 1+ und 2+ · (5) Satz Farbfilter Gelb K2 und Hellrot 23A ·
(6) Hasselblad Prismensucher NC-2 (über den R. Nordin schreibt: »... to my
own taste, the most aesthetic design of all the prisms produced«).
Das Schicksal meiner Hasselblad 1000F entscheidet sich beim Thema »Schlitzverschluss«.
Hoffentlich bald. Hoffentlich zum Guten.
Ein original verpacktes Ersatzteil von Hasselblad: Ja, so würde eine nachhaltige
Lösung aussehen! Leider handelt es sich dabei um einen »Zweiten Vorhang«,
während ein »Erster Vorhang« benötigt wird. Was für ein Pech.
Vielleicht liefert der Inhalt dieses Kartons die (Er-)Lösung. Er enthält
unter anderem drei ausgediente 1000F-Gehäuse. Die Hoffnung besteht darin, dass
der gesuchte Verschlussvorhang von einem dieser Kamerawracks noch zu gebrauchen
ist.
Die drei »runderneuerten« Filmmagazine wurden inzwischen wieder zusammengesetzt.
Filmmagazine: Ein dreifaches Hoch!
29.
April
2015 2:02
Schon wieder gute Nachrichten aus der Kameraklinik: Alle drei Filmmagazine sind
in funktionsfähigem Zustand, Ersatzteile werden nicht benötigt. Besonders lobt
der Kameradoc die »moderneren« Lichtdichtungen, die trotz intensiven
Gebrauchs keine Abnutzungserscheinungen zeigen.
Dankend nehme ich wiederum die Bilder von der Reingung und Überholung entgegen,
aber auch wertvolle Tipps für den Gebrauch. Etwa seinen Hinweis, während
längerer Ruhephasen den Magazinschieber zu entfernen. Dadurch werden die
Dichtungsfolien entspannt und behalten länger ihre gewünschte Form. Wieder etwas
gelernt!
Dieses geöffnete Magazin ist jenes, welches mit der Gravur
»OSCAR PACHECO« versehen ist. Der Doc vermutet aufgrund der verwendeten
Schmierstoffe eine erfolgte Wartung in den siebziger Jahren.
Mit offenem Mund nehme ich zur Kenntnis, wie viele Teile in einem solchen
Magazin zusammenarbeiten müssen. Hier werden sie einer fälligen Reinigung
unterzogen.
Im Laufe der Jahrzehnte hat sich das verwendete Fett ausgebreitet, bis auf die
Innenseite der Außenwände. Doch der Doc übersieht nichts - und schon hat man
sein Fett weg!
An diesem Filmmagazin wurde die dreistufige Lichtdichtung ausgebaut. O-Ton Doc: »nice
complete and intact«.
Die Überprüfung, Reinigung und Überarbeitung aller drei Filmmagazine nähert sich
einem erfreulichen Ende.
Desweiteren erfahre ich von Doc, dass es besser ist, das 1000F-Gehäuse nicht mit
gespanntem Verschluss über einen längeren Zeitraum aufzubewahren. Ebenso sollte
man während längerer Aufbewahrungsperioden die Blende maximal schließen (F/22),
um zu verhindern, dass Schmierfett sich zwischen den Blendenlamellen ausbreiten
kann.
Ich verspreche hoch und heilig, alle diese Empfehlungen genauestens einzuhalten,
sollten die Instandsetzungsmaßnahmen letztlich erfolggekrönt sein.
Mein schönes Kodak-Ektar-Objektiv erstrahlt in neuem Glanz!
Demontiertes Objektiv. Die aus dem Schneckengang herausgedrehte Fokussiereinheit
ist im Hintergrund erkennbar.
Dieser (hier noch gut sichtbare) Glaspilz auf dem Hinterglied konnte
rückstandslos beseitigt werden. Um Kontaminierungen und eine Neuinfektion
auszuschließen, wurden alle Objektivteile mit verdünntem Chlorid behandelt.
Blick auf die stark verschmutzen Blendenlamellen.
Selbst nach einem Bad in einer Reinigungsflüssigkeit ist die Verschmutzung noch
nicht gewichen.
Daher wurde ein weiteres Reinigungsbad fällig.
Alle Einzelteile wirken nach der Reinigung nahezu neuwertig und können wieder
zusammengebaut werden. Man beachte die extrem feinen Gewindegänge.
Der Zusammenbau der Bendenlamellen ist selbst für den erfahrenen Kameradoc eine
Herausforderung. Nach gelungener Arbeit, so schreibt er, gönnt er sich zunächst
eine Tasse Kaffee.
Das Kodak Ektar (rechts) trifft auf die östliche Verwandtschaft, ein 2,8/80mm
Industar aus dem Jahre 1959.
Der russische Nachbau der Hasselblad 1000F, die Salyut (Baujahr 1959) ist so »perfekt«,
dass das Kodak-Ektar-Objektiv angeschlossen werden kann.
Die Reinigung setzte der Gravurfarbe zu, die nun erneuert wird. Hier schwarz...
.. und hier rot.
Das nennt man wohl »Liebe zum Detail«.
Ich danke dem Doc schon an dieser Stelle dafür, dass mein Kodak-Objektiv nun ein
zweites, neues, hoffentlich spannendes Leben vor sich hat.
Noch ist das Schicksal dieser beiden Hasselblad 1000F-Gehäuse offen. Sind beide
unreparierbar, ist zumindest ein funktionierendes Gehäuse das Ergebnis oder sind
am Ende gar beide nutzbar?
Meine 1000F (rechts) wartet auf Ersatzteile.
Auf diesem Bild ist meine Hasselblad links zu sehen.
Meine Hassi trägt jetzt Nagellack
27.
April
2015 23:30
Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Der Schlitzverschluss der frühen
Hasselbladmodelle 1600F und 1000F ist eine Achillesferse!
Es folgen einige Bilddokumente von dem Versuch, den Verschluss meiner 1000F
instand zu setzen:
Die Verschlussrollos wurden dem Gehäuse entnommen. Auf der Arbeitsfläche liegen
die beiden Spindeln, die rotieren und dadurch die Zugbänder aufwickeln, wodurch
letztlich die Rollos bewegt werden.
Das Zugband eines Verschlussvorhanges mit Spule. Auf dem Boden liegt der Bolzen,
der das Zugband sichert.
Wie oben, aber mit installiertem Sicherungsbolzen.
»Nagellack« sichert die Verbindung der Zugbänder mit den Spindeln
zusätzlich. Die Trocknungszeit beträgt eine Stunde.
Die Position des ersten Verschlussvorhanges wurde verbessert, wobei ein Kleber
zum Einsatz kam, der zwölf Stunden trocknen musste.
Mit diesem winzigen Metallclip wurde die Klebestelle Vorhang/Zugband zusätzlich
gesichert.
Letzte Verspannungen der Verschlussvorhänge werden gelockert.
Die Planlage der Verschlussvorhänge hat sich durch die Maßnahmen sichtbar
verbessert.
Rückschlag: Wie befürchtet, entwickelt sich das Thema »Verschluss«
zum Sorgenkind. Die Verschlussvorhänge sind abgenutzt, so dass alle Bemühungen,
sämtliche Verschlusszeiten akurat zu justieren, fehlgeschlagen sind. Ist die
1/100 Sekunde korrekt, läuft die 1/500 Sekunde falsch ab. Und umgekehrt.
Eigentlich war für diesen Fall mit einem zweiten Kamerabody vorgesorgt worden,
der als »Organspender« herhalten sollte. Aber wie es der Teufel so
will: Eine gebrochene Feder schlitzt den Verschlussvorhang auf und macht ihn
unbrauchbar!
Das Ende eines Hasselblad-1000F-Schlitzverschlusses. Der rote Pfeil zeigt auf
den abgetrennten Streifen.
Die Suche nach den benötigten Ersatzteilen ist extrem schwierig. Aber sie hat
begonnen...
Derweil gibt es auch Erfreuliches zu berichten: Das Objektiv kann wohl in einen
einwandfreien Zustand versetzt werden. Die erkennbare, minimale
Glaspilzinfektion - etwa 5 Millimeter groß und bei allen Blenden größer gleich
5,6 im Strahlengang - lässt sich rückstandslos entfernen. Während ich sogar
befürchtete, er befände sich zwischen den beiden verkitteten Linsen des
Hinterglieds, konnte er von einer leicht erreichbaren Oberfläche entfernt
werden. Er hat weder das Glas noch die Vergütung angegriffen. Was ein Glück!
Bilder davon folgen in Kürze.
»Es ist echt spannend dem Prozess zuzusehen.
Danke, dass du uns daran teilhaben läßt. Gibt es eigentlich Neuigkeiten über den
Vorbesitzer? Viele Grüße Annette«
@Annette: Nein, leider blieben alle Versuche, Kontakt aufzunehmen, bisher
erfolglos.
Heute habe ich wieder Bilderpost vom Kameradoc bekommen. Danke dafür!
Ich freue mich, dass die Arbeiten voranschreiten.
Auf der Innenseite der »Schale« ist eine handschriftliche Nummer zu erkennen,
die bei der Montage angebracht wurde und die beweist, dass die »Schale« und ihr
Inneres zusammen gehören.
Der isolierte Auslösemechanismus (»Hemmwerk«) für die langen Belichtungszeiten (1/25 bis 1
Sekunde).
Das »Badewasser« nach dem ersten Reinigungslauf ist so stark
verschmutzt, dass ein zweites Bad notwendig wurde.
Auch der zweite Reinigungslauf brachte noch nicht das gewünschte Resultat.
Erst nach dem dritten Bad bleibt die Reinigungsflüssigkeit klar.
Auch für die Aufzugsmechanik war »Badetag«.
Schmierung der mechanisch stark beanspruchten Teile.
Bei den weniger hart arbeitenden Teilen kommt ein dünnes, synthetisches Öl zum
Einsatz.
Während der untere Verschlussvorhang schön glatt ist,...
... wirft der obere ziemliche Wellen.
Mit einer Reinigung alleine ist es nicht getan. Die Federspannung des
Verschlusses ist viel zu hoch! Der Doc vermutet, dass im Zuge einer früheren
Reparatur versucht wurde, durch Erhöhung der Federspannung die Verschlusszeiten
wieder stimmig zu machen, ohne aber die Verschlussmechanik zu reinigen und zu
schmieren!
Die Startposition der Verschlussvorhänge ist ebenfalls nicht korrekt. Sie laufen
zudem nicht mit der gleichen Geschwindigkeit ab, so dass sie nach dem
Verschlussaufzug viel zu stark überlappen.
Die nächsten Schritte der Instandsetzung werden demnach anspruchsvoll und
vielleicht für den Erfolg der gesamten Maßnahme von entscheidender Bedeutung
sein.
Daher drücke ich weiterhin ganz fest beide Daumen!
Anbei einige Eindrücke, aufgenommen von Kameradoktor höchstpersönlich.
Freundlicherweise hat er mir die ausdrückliche Erlaubnis für die Publikation auf
diesem Blog erteilt. Dafür danke ich ihm sehr.
Seine Aufnahmen erlauben höchst interessante Einblicke in das Innenleben des
»Patienten«.
In den Händen dieses Mannes liegt nun das Schicksal meiner Hasselblad 1000F. Was
soll da noch schief gehen?
Rechte Kameraseite mit Aufzugsmechanik, Spiegelbremse, ohne
Verschlusszeiten-/Aufzugsrad. Rechts unten in der Ecke der
Drahtauslöseranschluss.
Komplexe Verschlussmechanik im Kameraboden, betrachtet durch das
Objektivbajonett.
Verschlussvorhang mit Zugbändern, die offenbar im Rahmen einer früheren
Reparatur erneuert wurden, denn sie sind verschleissfrei.
Aus der »Schale« (Mitte) herausgelöste Funktionseinheit (rechts). Im Hintergrund
Magazin, Sucher und Objektiv.
Diese Teile (und noch viele mehr) müssen auseinander gebaut, gereinigt, gefettet
und wieder zusammen gesetzt werden. Uff!
Ich wünsche dem Kameradoktor ein ruhiges und erfolgreiches »Händchen« und meiner
Kamera eine gute Genesung.
[UPDATE 07.04.2015]: Der nächste Schritt ist ein Reinigungsbad für
die »Olle Lady«. Denn obwohl die Bilder einen sauberen Eindruck
hinterlassen, berichtet der Doc von starken Verschmutzungen, was nicht
verwunderlich ist. D.h. es beginnt nun die Instandsetzung!
Nach ihrem ersten erfolglosen Therapieversuch ist die 1000F nun in eine andere
Kameraklinik im Ausland eingewiesen worden, wo ihr hoffentlich geholfen werden
kann.
Schock: Zunächst wurde das Paket in der
Sendungsverfolgung als »Der Empfänger hat die Annahme der Sendung
verweigert« gemeldet. Nach einer Beschwerde beim Carrier ist es nun aber am
Bestimmungsort angekommen.
Derweil scheitern alle Versuche, mit dem vermeintlichen Erstbesitzer der Kamera
in Kontakt zu treten. Schade.
Vor dem Versand zur Instandsetzung konnte ich nicht widerstehen und habe ein
paar Aufnahmen MIT und VON meiner Hasselblad 1000F gemacht. What a fun that is!
Statt des verharzten Kodak-Objektivs habe ich ein leichtgängiges Zeiss Tessar
2,8/80mm verwendet.
Morgen geht sie gut verpackt auf die Reise zur dringend nötigen Revision.
Seit heute ist die Hasselblad 1000F
wieder in meinen Händen. Leider in unverändertem Zustand.
Werde spaßeshalber einen oder zwei Filme durchziehen und ihr dann in der
kommenden Woche einen weiteren Kuraufenthalt verordnen. Dann mit hoffentlich
mehr Erfolg.
»Hallo Stefan, da bin ich aber neugierig.
Sag hast du mir einen guten Literaturtipp zum Thema Sonnenfinsternis? Ich möchte
gerne das Ereignis fotografieren. LG Annette«
»Hallo Stefan, ich entziffere den Namen im
Auslieferungsbuch von Hasselblad eindeutig als 'Oscar Rojas'. 'J' wird im
Spanischen wie 'ch' gesprochen.
Aus Wikipedia: "Rojas ist ein spanischer Familienname mit der Bedeutung 'rot'
(als Gesichts- oder Haarfarbe), abgeleitet vom spanischen rojo."«
»Ich habe deine Seite bei Dr.Google gefunden
und freue mich sehr. Habe selber eine 1000f bekommen und bin überglücklich über
den Zustand und der Qualität sowie der Geschichte der Kamera. Wie du möchte ich
mehr herausfinden und erfahren, wo die Kamera schon überall war.
60 Jahre Geschichte, die gesehen wurde! Unglaublich faszinierend!
Meine Freundin hat eine 500c, das Nachfolgemodell gekauft - gemeinsam machen wir
nun ein Bilderprojekt. Gerade ist meine erste Rolle fertig und beim entwickeln.
Ich wollte dich fragen, welche Mattscheibe du hast und ob deine Werkstatt diese
tauschen könnte. Meine ist sehr dunkel im Vergleich zur neueren austauschbaren.
Bin sehr gespannt, wie die Reise/Geschichte bei dir weitergeht!«
No news
13.
Februar
2015 22:44
Tja, die unten angedeutete
»nächste Woche« ist nun verstrichen, ohne dass ich weitere Details
erfahren habe.
Meine Hasselblad 1000F wird Ende März sechzig Jahre alt. Sollte sie nach ihrem
»Klinikaufenthalt« wieder funktionieren,
werde ich sie mitnehmen auf meine
Reise zu
den Färöer-Inseln.
Ungeduld
6.
Februar
2015 13:15
machte sich breit und ich habe in der Werkstatt angerufen: Nächste Woche erfahre
ich mehr!
Informationen zum Erstbesitzer gesucht!
3.
Februar
2015 13:24
Auf meiner Suche nach dem Erstbesitzer bin ich - vielleicht - einen Schritt
weiter gekommen. Im Deckel eines der beiden Filmmagazine ist der Name
»OSCAR PACHECO« eingraviert. Ein spanischer Name? Der Eintrag im
Auslieferungsbuch (siehe Inset) könnte exakt dieser Name sein, geschrieben quasi
in
»Lautschrift«. Niedergeschrieben von einem Schweden nach Gehör. Ist das
denkbar?
Kennt/kannte jemand einen Photographen dieses Namens? Zur Erinnerung: Die Kamera
wurde 1955 ausgeliefert. Ich bin für jeden Hinweis sehr dankbar.
Hasselblad bot seinerzeit die Gravur dieses Deckels an, wie in der Anleitung zur
Kamera zu lesen ist:
Aber warum hat der Käufer nur eines seiner beiden Magazine gravieren lassen?
Dass ein späterer Besitzer, der die Kamera gebraucht erwarb, den Deckel
nachträglich hat gravieren lassen, halte ich für wenig wahrscheinlich.
Eine derartige Gravur stellt offenbar eher die Ausnahme, nicht die Regel dar.
Rick Nordin schreibt:
»I've seen only a few engraved film doors.«
[UPDATE 03.02.2015]: Ich fand einen Photographen (geb. 1937) aus Peru
mit dem Namen Oscar Pacheco:
[1],
[2],
[3],
[4]. Aufgrund mangelnder Spanischkenntnisse ist es mir
bisher nicht gelungen herauszufinden, wie ich ihn kontaktieren kann. Vielleicht
kann mir dabei jemand behilflich sein? Danke im Voraus.
Geduld ist das Gebot der Stunde
3.
Februar
2015 9:55
Noch habe ich von der Reparaturwerkstatt keine Nachricht erhalten.
Inzwischen lerne ich das Kapitel
»1000F« aus dem unten erwähnten Buch »Hasselblad Compendium 2nd edition« von
Rick Nordin auswendig. Am besten gefällt mir seine Kernaussage:
»A 1000F in good mechanical condition is a very reliable machine. The
1000F was what Victor Hasselblad had hoped his original camera would be.«
Wie berichtet, konnte ich noch das eine oder andere Portrait mit der Hasselblad
und dem 80mm-Kodak-Objektiv aufnehmen. Und zwar von den Teilnehmenden meines
Kurses »Film statt Digital« an der Volkshochschule Stuttgart, bevor
wir gemeinsam den Film entwickelt und von den Negativen Vergrößerungen
hergestellt haben.
Iris.
Claudia.
Oliver.
Verwendet habe ich Agfapan 400 (MHD 7/2005), der mit ISO 200 belichtet und 9
Minuten bei 20°C in Agfa Rodinal 1+25 entwickelt wurde.
Heute brachte ich die Hasselblad 1000F samt Objektiv in eine kompetente
Kameraklinik. Leider gibt es Anlass zur Sorge, was die Aussichten auf eine
erfolgreiche Instandsetzung betrifft. D.h. schon wieder ist heftiges
Daumendrücken angesagt.
Während die Instandsetzungsarbeiten erst in etwa einem Monat abgeschlossen sein
werden, wird schon früher verkündet, wie es um die Zukunft der Kamera bestellt
ist: Nostalgische Photomaschine oder überteuerter Briefbeschwerer.
Gerade habe ich mit der altehrwürdigen Hasselblad 1000F ein paar Portraits geschossen, den Film
entwickelt und bin begeistert! Mit Wehmut denke ich daran, was aus der Firma
Hasselblad inzwischen geworden ist:
[Hasselblad heute].
Ein Blick in die Auslieferungsbücher von Hasselblad (mit frndl. Genehmigung von
R. Nordin).
Das historische Dokument offenbart, dass meine Kamera, zusammen mit meinem
Objektiv und meinen zwei Magazinen, am
31.
März 1955 ausgeliefert wurden. Diese Komponenten sind bis heute zusammen, was
anscheinend ungewöhnlich und von Sammlern geschätzt ist.
Leider kann ich den Namen des Empfängers (letzte Spalte) nicht entziffern. Es
scheint eine Ausnahme zu sein, dass dieses eine Einzelperson war und kein
Wiederverkäufer. Wer glaubt, den Namen lesen zu können, möge mir bitte eine
Nachricht schicken.
Die Abbildung entstammt der DVD, die Bestandteil des besten Hasselblad-Buches
ist:
Hasselblad Compendium 2nd edition, 2011, mit DVD, engl.
Sprache,
[Link], von Richard Nordin
Großen Dank schulde ich Herrn Dr. rer. nat. Ulrik Neupert, der
mich mit wertvollen Informationen rund um die Hasselblad 1000F versorgt.
Die ersten beiden Filme sind belichtet und entwickelt. Obwohl ein
Serviceaufenthalt der Kamera bevorsteht, lässt sich damit (eingeschränkt)
photographieren! Hier zwei Beispiele:
Bevor ich es vergesse: Es macht große Freude, mit der Hasselblad 1000F auf
Motivsuche zu gehen!
So schnell kann's gehen. Habe eine 1000F mit Kodak-Linse ausfindig gemacht. Zu
einem angemessenen
Preis, wie ich meine. Insbesondere unter Berücksichtigung des
Zustands, denn sie soll noch funktionieren. Eine Überholung in einer
Fachwerkstatt wird sie dennoch benötigen. Nur noch wenige Tage muss ich warten,
dann halte ich sie in den Händen...
Rückmeldung von zwei weiteren Reparaturwerkstätten:
»Beide Geräte können wir bei uns warten bzw. reparieren. Jedoch kann ich
Ihnen in diesem Fall erst nach einer technischen Untersuchung, Angaben zu den
Kosten in einem Kostenvoranschlag machen. [..] Da es sich um hochwertige
Fotogeräte handelt, ist die Durchführung der Arbeiten sicherlich rentabel.«
---
»Wir können Ihre Geräte reparieren, sind aber nicht in der Lage Kosten zu nennen,
bevor wir die Geräte in unserem Hause getestet haben.«
Eine kurzweilig verfasste Biographie des Erschaffers der Kamera, Fritz Victor
Hasselblad, findet sich
[hier]. Sie endet mit seinem berühmten Ausspruch »I am the
camera«.
Und
[hier] ein schöner Beitrag anlässlich seines dreißigsten
Todestages.
Erste Antworten von den Reparaturwerkstätten treffen ein. Ich kann nicht
behaupten, dass sie ermutigend klingen:
»Die Hasselblad 1000F können wir leider nicht reparieren«
---
»Die Hasselblad 1000F ist eine 50jährige exotische Dame, für die es
weder Ersatzteile noch Serviceunterlagen gibt«
---
»Leider habe ich keine Möglichkeit, 1000F oder 1600F Gehäuse zu
überholen oder zu reparieren«
Erste Kontakte mit Verkäufern aus dem In- und Ausland sind geknüpft. Ebenso habe
ich verschiedene Reparaturwerkstätten angeschrieben, um in Erfahrung zu bringen,
wer sich um so eine »alte und schrullige Lady« kümmern würde.
Vollständige Bezeichnung: Hasselblad 1000F
Hersteller: Victor Hasselblad AB, Schweden
Typ: Einäugige, analoge, rein mechanische Mittelformat-Spiegelreflexcamera ohne
jegliche Elektrik/Elektronik
Produktionszeitraum: 1952-1957
Produzierte Stückzahl: 10.396 Exemplare
[Quelle]
Film: Rollfilm 120 (12 Aufnahmen 6x6cm)
Wechselbar: Objektiv, Filmmagazin und Sucher
Standardsucher: Lichtschacht mit klappbarer Lupe
Objektivbajonett: Hasselblad-1000 (nicht kompatibel zum späteren V-System)
Angebotene Wechselobjektive:
Kodak: Ektar 2,8/80mm, Ektar 3,5/135mm
Zeiss: Distagon 5,6/60mm, Tessar 2,8/80mm, Sonnar 3,5/135mm, Sonnar 4/250mm,
Sonnar 5,6/250mm
Verschluss: Mechanischer Schlitzverschluss (1/1000, 1/500, 1/250, 1/100, 1/50,
1/25, 1/10, 1/5, 1/2, 1, B)
Filmtransport/Verschlussaufzug/Spiegelvorspannung: Durch 360°-Drehung eines Handrades
Fokussierung: Manuell auf Mattscheibe
Belichtungsmesser: nein
Springblende: nein
Google:
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Das Objektiv
Vollständige Bezeichnung: Kodak Ektar 80mm f/2.8 ET L
Hersteller: Eastman Kodak Co., Rochester, N.Y., USA
Typ: Frühes Standardobjektiv der Hasselbladmodelle 1600F und 1000F
Produktionszeitraum: 1948-1950
Produzierte Stückzahl: 3.641 Exemplare, 3.280 davon in 1948
[Quelle]
Brennweite: 80mm
Lichtstärke / kleinste Blende: 2,8 / 22
Optischer Aufbau (Linsen/Gruppen): 4/3
Fokussierbar bis (Nahgrenze): 55cm
Objektivbajonett: Hasselblad-1000 (nicht kompatibel zum späteren V-System)
Filter: Serie 7, gewindelose Filter können eingelegt und mit einem Einschraubring fixiert
werden
Gewinde (für Störlichtblende): Serie 7
Fokussierung: Manuell
Springblende: nein, aber Drehring zur schnellen Abblendung auf vorgewählten Wert
Sonstiges: Das Objektiv ist radioaktiv aufgrund von Gläsern, die Thorium enthalten
Google:
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Die Hasselblad 1000F ist nach der 1600F die zweite Kamera, die der schwedische
Hersteller im Zeitraum von 1952 bis 1957 im nunmehr legendären »Würfelformat«
anbietet. Erst die 1957 erscheinende Hasselblad 500C wird zu einem
wirtschaftlichen Erfolg. Die beiden frühen Modelle 1000F und 1600F sind mit
einem Schlitzverschluss ausgestattet, während die 500C einen Zentralverschluss
im Objektiv nutzt. Dadurch ist die Kompatibilität eingeschränkt: Sucher und
(bedingt) Filmmagazine sind austauschbar, nicht aber die Objektive.
Der besagte Schlitzverschluss erweist sich als Schwachpunkt und ist insbesondere
bei der 1600F, die von 1948 bis 1952 produziert wird, sehr anfällig. Heute
existieren nicht mehr viele noch einwandfrei funktionierende Exemplare. Das
Nachfolgemodell, die Hasselblad 1000F, hat eine etwas stabilere
Verschlussmechanik, die dennoch bei vielen angebotenen Exemplaren nicht mehr
zuverlässig funktioniert. Erschwerenderweise kommt hinzu, dass die
Instandsetzung aufwändig ist, weil Ersatzteile und entsprechend geschulte
Techniker fehlen. Das Konzept des Schlitzverschlusses wird 1957 nach diesem »Fehlschlag«
verworfen und erst 1977 mit der 2000FC wieder aufgegriffen, die Produktion der
beiden letzten Schlitzverschluss-Modelle 203FE und 205FCC im Jahre 2004
eingestellt. Die letzte klassische Hasselblad mit Zentralverschluss, eine 503CW,
läuft am 29. April 2013 vom Band.
Frühe Exemplare der 1000F sind mit einem Objektiv von Kodak ausgestattet, dem
Ektar 2,8/80mm. Später werden stattdessen Zeiss-Optiken (Tessar)
verwendet.
Nun habe ich mir in den Kopf gesetzt, eine Hasselblad 1000F mit Ektar-Objektiv
zu beschaffen und sie in einen voll funktionsfähigen Zustand zu versetzen, um
damit zu photographieren!
Keine Ahnung, warum man sich bisweilen das Leben selbst so schwer macht. Bis ich
euch ein Bild von so einer Kamera zeigen kann oder gar das erste mit einer
Hasselblad 1000F geschossene Photo hier erscheint, werden viele Tage, Wochen,
eventuell sogar Monate vergehen. Also drückt mir bitte die Daumen.
Auf jeden Fall halte ich euch auf dem Laufenden...